Freitag, 1. Februar 2013

26.1.13 Santa Chiara und Herculaneum



Die Idee, zum Vesuv zu fahren, habe ich verworfen. Oben liegt der Schnee, ich will keinen Winter erleben, der erwartet mich ja zurück in Österreich.   


In der Früh ging ich also zuerst im Centro Storico herum, in der Gegend vom ersten Tag, um alles abzufotografieren, bei guten Lichtverhältnissen.


 
















Es war noch sehr ruhig in der Stadt,  viele Geschäfte hatten zu. Ich schlenderte bis zum Piazza San Gaetano, dann die Via San Gregorio Armeno, die Krippenstrasse, um die „presepios“ zu fotografieren (Neapel ist bekannt für kunstvolle Krippen), dann zu Spaccanapoli, Piazzeta Nilo und weiter zum Santa Chiara Kloster, um den berühmtem Kreuzgang zu besichtigen.
   
Der ist wirklich wunderschön, die Säulen und die Bänke herum sind mit bunten Fliesen bedeckt, die Wände mit herrlichen Fresken. 

Das dazugehörige Museum war in Schnelldurchlauf erledigt - ich bin schon übersättigt -, die kunstvolle große Krippe wurde fotografisch verewigt und schon ging ich zur Kirche. 
Gotisch erbaut, danach barockisiert, in Krieg zerbombt, danach wieder im alten gotischen Stil aufgebaut. Hier liegen die Bourbonen Könige begraben.

Mit der Via Chiara und einigen Abkürzungen durch die engen Gässchen und Stufen erreichte ich die Corso Umberto. Ich sollte dann eine Straße schräg rechts nehmen, um direkt an Piazza Nolana anzukommen. Da ist die Endstation von der Circumvesuviana Linie, die Richtung Sorrento, also auch nach Pompeji und etwas näher nach Ercolano geht.

Ich hab eine Straße zu früh genommen, mein Gefühl sagte mir, ich bin prinzipiell nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig. Mein Gefühl stimmte, ich bin an einem Marktplatz zum Stehen gekommen, um zu schauen, wo es mich verschlagen hatte. Das Verlaufen hatte sein Gutes, denn ich erkannte eine Kirche, über die ich schon gelesen habe: Santa Maria del Carmine, nett außen, überwältigendes Barockinneres und wie der Reiseführer sagt, die Lieblingskirche der Camorra. Tja. Benvenuti a Napoli :-). 

Meine geografische Tendenz nach rechts, zum Hafen, war schnell ausgeglichen, bald war ich in der Station und fuhr nach Ercolano, wo sich eine weitere antike Ruinenstadt befindet: Herculaneum. 

Auch diese Stadt wurde nach dem Ausbruch von Vesuv 79 n.Chr. verschüttet.  Allerdings anders als Pompeji. Hier kam der Ascheregen erst später. 







Davor gab es einen Hitzestrom um die 400 Grad (ein pyroklastischer Strom) mit einem Füllmaterial, das die Innenräume der Häuser gefüllt und für über 1600 Jahre konserviert hatte. Man sah auch auf manchen Häusern die verkohlten Holzportale. Als die Aschewolke kam und die Stadt mehrere Meter tief unter sich begraben hatte, hat sie nicht mal alle Dächer zum Einsturz gebracht.

Als die Stadt ab dem 18. Jh. nach und nach ausgegraben wurde, hat man das Leben vor sich gehabt, mit Statuen (die meisten stehen jetzt im archäologischen Museum von Neapel), Gegenständen, Tischen, Fresken, wunderschönen Wandmalereien. Die Herculaneer lebten gut, viele Geschäfte und Tavernen, zwei schöne Bäder waren da, straßenseitig schön angemalte Tavernennamen. Eigentlich war das Leben damals sowie heute im Prinzip... nur halt ohne Strom, und aufbewahrt hat man alles in Tongefäßen. 
 


Die Erkundung der Stadt hatte etwas Voyeuristisches für mich, ich betrat die Häuser, die Patios der Menschen, die damals hier ganz normal gelebt haben. Ich stellte mir vor, man schafft es wie durch einen Zauber, die Stadt wieder zum Leben zu erwecken...
Die Dächer aus Lehmziegel sind wieder intakt, die Malereien vollständig und in den üblichen kräftigen Farben. In den Tavernen speist man zu Mittag, man hört aus einem der mit Säulen umsäumten Höfe Zither klimpern, Stimmen und Gelächter auf der Straße und in den Bädern. Einer steht auf der Veranda eines einstöckigen Hauses, am Brunnen an der Straßenkreuzung unterhalten sich zwei Frauen…


Herculaneum betrieb keinen Handel, der Hafen war klein und unbedeutend. Die schöne Lage mache es aber zu einer Art Sommerfrische für Reiche. Das erkennt man an der schönen Ausgestaltung der Häuser und an den Gegenständen. 

Es waren noch weniger Besucher heute da als gestern in Pompeji, ich habe etwas über 2 Stunden gebraucht und ging zurück zum Bahnhof. 

Zurück in Neapel wollte ich nochmals zum Castel dell'Ovo und Castel Nuovo gehen, um bei gutem Wetter Fotos zu machen, nur: in der Stadt angekommen war ich nur noch hundemüde. Ich war auf der Corso Umberto, auf einer Einkaufsstraße und hatte nicht mal Lust zum Shoppen. Ich war sogar in einer Boutique, Saldi überall, aber ich konnte nicht mehr.


Auf dem Weg kaufte ich mir nur ein Panino Napoletano, trank einen schnellen Macchiato und ging ins Hotel. Aus. Keine Besichtigung mehr, ich bin müde. 
Die letzten 4 Tage waren ein Besichtigungsmarathon. Viel zu viel gemacht.

Morgen ist wieder gutes Wetter angesagt. Ich fahre also in der Früh auf einen Hügel über die Stadt, zur Kartause di San Martino, schöner Blick auf die Stadt ist angesagt. Danach fahre ich zum Flughafen.
Der erste Eindruck von Süditalien: der Norden ist anders. 
Sauberer, ordentlicher, reicher. Die Häuser hier sind oft in desolatem Zustand, Dreck auf den Straßen, chaotischer Verkehr. Aber trotzdem: ich fühle mich wohl hier. Ich habe im Nahen Osten oder in Asien andere, weit schlimmere Verkehrsbedingungen erfahren und gelernt damit umzugehen. Es macht mir also nichts aus, auf die Autos etwas mehr aufzupassen als sonst. 
Der Vorteil: ich schere mich auch nicht um die Ampeln und renne bei Rot über die Straße, wie die anderen auch. Die Straßen sind nicht sauber, sie werden aber geräumt, ich habe auch keine Müllberge gesehen. Die Stadtbewohner sind unkompliziert, freundlich und liebenswert. Hier erlebt man die tausendjährige Geschichte in einem absolut easy going Stil.  

Thema Sicherheit: Keine Sekunde lang habe ich mich hier unsicher gefühlt: die Schreckgeschichten sind aus meiner Sicht entweder übertrieben oder veraltet. Ich wurde weder angerempelt, noch irgendwie schief angeschaut. Man sieht auch viel Polizei und Sicherheitspersonal auf größeren Plätzen oder auf der Straße. 
Zugegeben, ich war hauptsächlich tagsüber unterwegs, am Abend maximal bis 21:00 Uhr und das alles im Zentrum. Ich habe eine kleine Kamera und trage sie nicht offen, sondern in der Tasche. Ich glaube, wenn man sich einfach nur von gesundem Menschenverstand leiten lässt, ist Neapel genauso (un) sicher wie jede andere große Stadt.    

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